"Die Nibelungenbrücke in Worms"

ist vom Bundesingenieurkammer im Oktober 2020 als
„Historisches Wahrzeichen der Ingenieurbaukunst in Deutschland“
ausgezeichnet worden.

 

Dazu ist in der gleichnamigen Reihe als Band 22 ein einschlägiges Buch von Cengiz Dicleli erschienen.

Die Nibelungenbrücke ist ein Juwel der Ingenieurbaukunst. Sie ist nicht nur die erste Spannbetonbrücke, die über den Rhein gebaut wurde. Sie ist gleichwohl das erste Exemplar einer Bauweise, die das Bauen von Spannbetonbrücken weltweit revolutioniert hat: des sogenannten Freivorbaus. Eine Bauweise, die es erlaubt, Brücken ohne aufwendige und teure Gerüste herzustellen. Die Erbauer der Nibelungenbrücke, der Ingenieur Ulrich Finsterwalder und der Architekt Gerd Lohmer, waren international gefeierte Fachleute. Die Baufirma Dyckerhoff & Widmann, die es gewagt hat, die erste Betonbrücke über den Rhein ohne Gerüste zu bauen, war eine der erfolgreichsten in Deutschland und darüber hinaus.

Die Vorgängerin der Nibelungenbrücke, die Ernst-Ludwig-Brücke, wurde 1945 durch die Wehrmacht gesprengt. Es dauerte fünf Jahre, bis der Bund und die Länder Hessen und Rheinland-Pfalz sich auf den dringend erforderlichen Neubau einigen konnten.

Finsterwalder und sein Team entwarfen eine Spannbetonbrücke, die nach dem von ihnen neu entwickelten Verfahren des freien Vorbaus gebaut werden sollte. Sie wurde 1953 eingeweiht. Die vom Rat der Stadt Worms nach dem gleichnamigen Turm benannte Nibelungenbrücke konnte 1953 dem Verkehr übergeben werden. Das Ensemble aus Nibelungenturm und Nibelungenbrücke ist seitdem zum Wahrzeichen der Stadt Worms geworden.

Jetzt droht der seit 2003 denkmalgeschützten Brücke in einigen Jahren der Abriss. Es heißt, dass ihre Tragfähigkeit den seit ihrer Errichtung mehrfach geänderten Sicherheitsbestimmungen und dem wachsenden Verkehr nicht mehr genüge. Es bleibt zu hoffen, dass doch noch ein Weg gefunden wird, die Mutter aller Spannbetonbrücken über den Rhein auch den künftigen Generationen zu erhalten.